Dr. phil. Dipl.-Psych. Christina Meyer
"Wo aber Gefahr ist, da wächst das Rettende auch." J. F. Hölderlin (1770-1843)
Unter einem Trauma versteht man in der Medizinischen Psychologie ein belastendes Ereignis oder eine Situation außergewöhnlicher Bedrohung (kurz- oder lang anhaltend), die bei fast jedem Menschen eine tiefe Verstörung hervorrufen würde.
Unter einem außergewöhnlich belastendem Lebensereignis versteht man in der wissenschaftlichen Literatur das Erleben von
als Opfer oder Zeuge.
Bei der Entstehung psychoreaktiver Störungen geht man davon aus, dass es infolge einer Überflutung von plötzlichen, bedrohlichen, intensiven, aversiven Reizen zur Überforderung der individuellen Bewältigungsmöglichkeiten kommt. Der Eindruck (bewusst oder unbewusst), sich nicht wehren zu können bzw. ohmächtig ausgeliefert sein und nicht fliehen zu können wird beim derzeitigen Stand der Forschung als ein wesentlicher Risikofaktor zur Ausbildung von Traumafolgestörungen angesehen.
Traumafolgestörungen versteht die Hirnforschung als Fehlregulationen in verschiedenen neurobiologischen Systemen. Man geht davon aus, dass es beim Auftreten von Symptomen einer Traumafolgestörung zu einer limbischen (Amygdalae) und sympathikotonen Übererregung bei gleichzeitiger Unterdrückung differenzierender und erregungsmodulierender, vor allem frontaler Hirnregionen kommt. Die Erinnerung an das auslösende Ereignis bleibt dadurch meist fragmentiert, die Verarbeitung der Erinnerungsinformation ist blockiert und von den übrigen Informationen so abgesondert, dass einige Forscher sogar von einem speziellen Traumagedächtnis sprechen. Repräsentanzen von Traumatisierungen sind außerhalb der Denk- und Sprachzentren angesiedelt. Das hat Auswirkungen auf die Auswahl angemessener Therapiemethoden.